In Barcelona wird von August bis Oktober um „the Auld Mug“, die älteste Sport Trophy der Welt, den America’s Cup gesegelt. Der Defender des 37. America’s Cup ist Neuseeland (Emirates Team New Zealand, Royal New Zealand Yacht Squadron), und die Challenger sind die Syndikate aus Grossbritannien (INEOS Britannia, Royal Yacht Squadron), USA (NYYC American Magic, New York Yacht Club), Italien (Luna Rossa Prada Pirelli, Circolo Della Vela Sicilia), Frankreich (Orient Express Racing Team, Société Nautique Saint-Tropez) und der Schweiz (Alinghi Red Bull Racing, Société Nautique de Genève).
Der erste Teil war die Serie „Louis Vuitton Preliminary Regatta“, wo in zwei Round Robins (jeder gegen jeden) in vier Tagen die Teams erstmals regattamässig gegeneinander antraten. Bis auf den letzten Tag, wo es spannende Starts, unerwartete Leaderwechsel und einige Penalties für Luna Rossa gab, war das eher langweilig: das Boot, welches den Start gewann, hatte schnell 200m Vorsprung, und gab diesen bis ins Ziel nie mehr ab. Es war aber schon ersichtlich, dass ETNZ, American Magic und Luna Rossa über die schnelleren Boote verfügten als INEOS, OE oder ARBR. Diese drei Teams werden also noch einiges zu tun haben, um für die wirklich entscheidene Serie zur Bestimmung der Herausforderers für das Match gegen ETNZ um den 37. America’s Cup, die Louis Vuitton Challenger Regatta, konkurrenzfähig zu sein.






ARBR führt im Race gegen OE (leider was dies der einzige Sieg von ARBR in der Louis Vuitton Preliminary Serie):
Zur Louis Vuitton Challenger Series, also den beiden Round Robins (jeder gegen jeden), und konkret zur Round Robin 1, kann nur soviel gesagt werden: ARBR zero points… und somit letzter Platz.
Dominiert wurde die Round Robin 1 von Luna Rossa, welche einen sehr soliden Eindruck machte. American Magic blieb etwas unter und INEOS Britannia etwas über den Erwartungen. Die Franzosen von Orient Express waren erstaunlich solide unterwegs, bezwangen ARBR deutlich und auch fast INEOS Britannia. Es war sehr enttäuschend, was ARBR in der Round Robin 1 ablieferte, und die Hoffnungen ruhten auf der Round Robin 2.






In der Round Robin 2 startete ARBR furios und gewann gegen Orient Express den lange ersehnten ersten Punkt. Bei diesen stärkeren und drehenden Winden kamen die Stärken von ARBR endlich zur Geltung. Das stimmte zuversichtlich für den weiteren Verlauf der RR2. Und tatsächlich schaffte ARBR auch einen Sieg gegen American Magic. Allerdings folgten dann Enttäuschungen gegen INEOS Britannia und ETNZ, so dass es auf den letzen Tag der RR2 darauf ankam, wer ins Halbfinale kommt und wer ausscheidet. An diesem Entscheidungstag, verlor Orient Express gegen INEOS Britannia und schied somit als Fünfte und Letzte der Round Robin aus dem AC37 aus. ARBR hingegen gewann auch gegen Luna Rossa, welche leider wegen technischen Problemen nicht zum Start bereit waren. Was solls – ein Punkt ist ein Punkt, und schliesslich gehört es auch dazu, die AC75 am Start rennklar zu haben. In der Entscheidung um den Gewinn der Round Robin schlug INEOS Britannia Luna Rossa. ARBR lag mit 3 Punkten einen Punkt hinter American Magic, welche in der Round Robin eher enttäuschten.
Der America’s Cup zieht auch ältere Yachten, auch ehemalige Cup Racer, an, welche mit den heutigen foilenden Rennmaschinen nichts mehr zu tun haben. Schön und majestätisch sind sie immer noch. Die australische Yacht Kookaburra verteidigte 1987 den Cup vor Fremantle gegen Dennis Conner’s Stars & Stripes und verlor gegen den amerikanischen Herausforderer. Auch die französiche Yacht French Kiss und die neuseeländische Yacht Kiwi Magic waren Teil der America’s Cup Austragung von 1987.






Nach den Round Robins gab es eine Pause bevor die Halbfinals in einer Best-of-five Serie starteten. Als Gewinner der Round Robins durfte sich INEOS Britannia ihren Halbfinalgegner aussuchen. Sie suchten sich ARBR aus, was nicht wirklich überraschte.
Der erste Halbfinaltag war spannend zwischen Luna Rossa und American Magic, obwohl die Italiener beide Läufe für sich entscheiden konnten. Zwischen INEOS Britannia und ARBR war es leider nur an der ersten Kreuz spannend, welche ARBR gewann. Danach entschied sich ARBR für die falsche Seite und schon waren die Briten durch. Auch danach folgten weitere Fehler der Schweizer, welche man sich auf diesem Niveau, nach über zwei Jahren Training auf der AC75, einfach nicht leisten darf. Das Resultat nach dem ersten Halbfinaltag INEOS – ARBR 2:0 und LR – AM 2:0. Es kann nur besser werden.
Aber leider wurde es nicht besser: ARBR wie auch AM fuhren auch am zweiten Halbfinaltag je zwei Niederlagen ein, so dass das Scoreboard jeweils 0:4 gegen diese Syndikate stand. Somit eine Niedelage vor dem Ausscheiden und mit dem Rücken zur Wand.
Der dritte Halbfinaltag mit Wind an der unteren Grenze des Windlimits von 6.5kn brachte für ARBR und AM jeweils den ersten Punkt, so dass das Scoreboard nun 1:4 gegen diese Syndikate stand. Wegen zuwenig Wind waren keine weiteren Läufe mehr möglich. ARBR und AM haben sich somit noch einmal in den Halbfinals halten können, müssen aber jedes Rennen gewinnen, um nicht auszuscheiden.
Am vierten Halbfinaltag konnte ARBR das erste Rennen noch gewinnen und so auf 2:4 verkürzen. Im nächsten Rennen war jedoch INEOS Britannia schneller, entschied den Halbfinal mit 5:2 für sich und qualifizierte sich für den Final des Louis Vuitton Cup. Im zweiten Halbfinal gelang American Magic zwei Siege, und verkürzte somit auf 3:4.
Beim Rennen Nr. 8 zwischen American Magic und Luna Rossa tüteten letztere den fünften Sieg ein und zogen mit einem Score von 5:3 in den Final des Louis Viutton Cup ein. Somit lautete die Finalpaarung INEOS Britannia vs. Luna Rossa.






In der Pause zwischen den Halbfinals und dem Final des Louis Vuitton Cup unternahmen wir einen kleinen Törn nach Menorca und Mallorca.
Der schöne Wind von 5-6 Bft, welchen wir auf der Rückfahrt nach Barcelona hatten, hielt auch für den ersten Tag des Louis Vuitton Finals an. Das obere Windlimit von 21kn der AC75 wurde ausgereizt und INEOS Britannia und Luna Rossa zeigten zwei spektakuläre Läufe, welche je ein Syndikat für sich entscheiden konnte. Der Tag zwei des LV Finals war dann von Winden am unteren Windlimit von 6.5kn geprägt, wobei der Wind immer schwächer wurde und so kein Lauf mehr zustande kam.
Den dritten Renntag, wieder mit Winden um 21kn, schauten wir uns im Race Village an der Placa del Sol an. Herrliche Bedingungen mit je einem Punkt für INEOS Britannia und Luna Rossa. Es blieb spannend.
Renntag vier und Renntag fünf bei Winden zwischen 17 und 21kn lieferten spektakuläre und sehr enge Rennen und resultierten wiederum mit je einem Sieg für INEOS Britannia und Luna Rossa. Somit stand es nach acht gesegelten Läufen 4:4.
Enge und spektakuläre Rennen wurden auch für Renntag sechs erwartet, wiederum bei Winden zwischen 16 und 18kn, jedoch mit einem unangenehmen Seegang. Und hier zeigte INEOS Britannia seine Stärken und gewann beide Läufe, was in einer 6:4 Führung resultierte. Somit ergab dies drei Matchpunkte für die Briten.





Am siebten Renntag der Finalserie, im elften Rennen, machte INEOS Britannia alles klar, gewann den Lauf und somit mit einem Score von 7:4 den Louis Vuitton Cup. Damit zogen die Briten, nach über 60 Jahren, wieder einmal in ein Match um den America’s Cup ein. Das Duell zwischen Emirates Team New Zealand und INEOS Britannia wurde mit Spannung erwartet.
Die Pause zwischen dem Ende des Louis Vuitton Cups und dem Start des America’s Cup Match nutzten wir, um ein wenig Barcelona zu erkunden. Das Pendent zu London’s Gherkin (von Norman Foster) wurde besucht, der Torre Agbar, welcher von Jean Nouvel gezeichnet wurde. Die Sagrada Famiglia, welche von Touristenströmen umflutet wurde, wurde vorerst von aussen besichtigt. Der Besuch des Castells Montjuic, lieferte tolle Ausblicke auf Barcelona’s Hafenanlagen. Und ein Besuch im Palau de la Musica Catalana gab tolle Einblicke in dessen phantasievolle Architektur.




























Am 12. Oktober startete das Match um den 37. America’s Cup zwischen dem Verteidiger Emirates Team New Zealand und dem Herausforderer INEOS Britannia. Die Stimmung war spannungsgeladen und die Dock Out Shows der beiden Teams wurden von den jeweiligen Fans lautstark unterstützt. Die Neuseeländer wurden von beeindruckenden Maoris begleitet. Wir durften das Ganze an Bord von Rolf’s KAJSA III, welche im RCNB liegt, erleben.



Die ersten beiden Läufe am ersten Renntag waren eine klare Sache für ETNZ.









Der zweite Renntag mit abflauendem Wind sah wieder einen Sieg von ETNZ, welche somit in der Serie mit 3:0 führten. Am Abend fand noch die Siegererhrung der ersten PUIG Women’s America’s Cup statt, welcher von Luna Rossa gewonnen wurde. Auch der Runner Up, Athena Pathway aus Grossbritannien wurde gefeiert. Viele Fans und Flaggen gaben der Zeremonie einen würdigen Rahmen.


Am dritten Renntag fand der am zweiten Tag verschobene Lauf statt, welcher wiederum von ETNZ gewonnen wurde. Es war das bisher knappeste Rennen, und INEOS Britannia lag an der ersten Kreuz auch einmal vorne. Der Zwischenstand von 4:0 für ETNZ musste den Briten zu denken geben.
Den vierten Renntag durften wir an Bord von KAILA verfolgen, der schönen Oyster 757 von Isabel’s Cousin Christian. Und an diesem Tag schlug INEOS Britannia zurück und gewann beide Läufe in überzeugender Manier. Somit war INEOS Britannia das erste britische Syndikat seit 90 Jahren, welches ein America’s Cup Race gewann. Wahrlich historisch!






Am fünften Renntag, welchen wir zusammen mit Gästen aus Luzern und Zug auf AVENTURA direkt am Racekurs erlebten, schlug ETNZ bei schwierigen Bedingungen zweimal in beeindruckender Manier zu. ETNZ sicherte sich somit eine Führung von 6:2 und hatte sich fünf Matchpunkte erarbeitet. INEOS Britannia war in diesen beiden Läufen klar unterlegen und nichts sprach mehr für die Briten. Aber: „it’s not over until it’s over“, was das Team New Zealand 2013 in San Francisco gegen Oracle Team USA auch schon bitter erfahren musste. Damals gaben sie beim Stand von 8:1 sagenhafte neun Matchpunkte aus der Hand, was für Oracle Team USA das grösste Comeback ever in der Sporthistorie bedeutete.






Am sechsten Renntag war also für INEOS Britannia jedes Race „Do or die“, um noch im Match zu verbleiben. Es entwickelte sich ein spannendes Rennen, in welchem sich das um einen Zacken schnellere Boot von ETNZ durchsetze. ETNZ gewann somit den 37. America’s Cup verdient mit einem Score von 7:2 und war somit in der neueren Geschichte des America’s Cup das erste Syndikat, welches den Cup dreimal in Folge gewinnen konnte. Die Siegesfeier im Race Village beeindruckte mit der Maori Show und der Übergabe des Auld Mug an ETNZ. INEOS Britannia schrieb auch Geschichte, war seit 60 Jahren das erste britische Team, welches wieder in einem America’s Cup Match segelte und war seit über 90 Jahren das erste britische Team, welches wieder ein Race gewinnen konnte. Aber – there is no second.








