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Maintenance Herbst 25

Anfang Oktober ging es wieder zurück nach Almerimar, wo SY AVENTURA wie geplant ausgewassert wurde. Ende August hatte ich bei verschiedenen Dienstleistern die anstehenden Arbeiten in Auftrag gegeben – oder was man in Spanien als solches ansieht. Commitments und klare Terminzusagen sind in der „Mañana“-Mentalität nicht wirklich üblich. Da muss ich mich wohl noch etwas daran gewöhnen.

Verschiedene Arbeiten waren vorgesehen: Unterwasser Anschleifen und neues Antifouling (Jotun seaforce 90 black) auftragen, Schale polieren, normaler Unterhalt am Bugstrahler, am C-Drive und am MaxProp, normaler Unterhalt plus ein paar Reparaturen am Volvo Penta und am Onan Generator, ausserplanmässige Reparatur der Genua und ausserplanmässige Reparatur des Genua Swivels, Inspektion des gesamten Riggs, Einbau der neuen Frischwasser Pumpe, Einbau des neuen Kühlschranks, Fertigung des neuen UV-Schutzes für das Dinghy und die Fertigung eines neuen Sonnensegels für die Achterkabine und das Achterdeck. Also eine ganze Latte an Arbeiten, welche alle von verschiedenen Dienstleistern ausgeführt wurden, die es zu koordinieren und auf die Finger zu schauen galt.

Noch in der Schweiz erhielt ich von Sandra, welche den UV-Schutz für das Dinghy und das neue Sonnensegel für die Achterkabine und das Achterdeck anfertigen sollte, die Meldung, dass sie das alles nicht machen kann, weil sie jetzt mal für ein halbes Jahr ein Sabbatical braucht. Tja, was soll man dazu noch sagen? Diesmal nicht „mañana“, sondern „proximo año“.

Das Auswassern ging gut vonstatten, wenn auch natürlich nicht zur zugesagten Zeit. Endlich am Trockenplatz angelangt, konnte ich den von Paul in der Schweiz überarbeiteten GPS „Controller“ einbauen. Und siehe da: endlich zeigte das NAVTEX auch die Datum/Zeit Information an und versah die Meldungen mit dem Zeitstempel. Zudem hatte Paul Taylor, während ich in der Schweiz war, die neue Frischwasser Pumpe und den neuen Kühlschrank eingebaut. Bis auf die Kühlschrank LED am 24V Panel funktionierte alles bestens.

Der Unterhalt am C-Drive, am MaxProp und am Bugstrahler erledigte Paul Taylor ebenfalls prompt und äusserst professionell.

Etwas mehr Überzeugungsarbeit war bei den Marineros nötig, welche die Schale polieren und das Unterwasser streichen sollten. Erst jetzt begriff ich, dass die Marineros diese Arbeiten erst nach ihrem eigentlichen Job in der Marina erledigten. Das ergab dann nicht so ergiebige Tage und alles brauchte viel länger als ich erwartete. Beim nächsten Mal weiss ich es besser, wie das in Almerimar so läuft.

Durch permanetes Druckmachen und den Jungs etwas in den Arsch treten, ging es dann doch noch, und SY AVENTURA erstahlte in neuem Glanz. Auch der MaxProp erhielt ein neues Antifouling (Speedprop), und sieht jetzt aus wie aus Gold – der Preis für das Speedprop konnte ebenfalls mit Gold aufgewogen werden.

Einzig der eigentlich normale Unterhalt am Volvo entpuppte sich als wahrer Reparatur Marathon: was von Rafa (nicht Nadal) auch angefasst wurde, war ziemlich arg korrodiert und musste ersetzt werden. Dumm nur, dass diese Ersatzteile nicht mehr gefertigt werden und somit nicht mehr erhältlich waren. Zum Glück hatte Paul Taylor noch eine gleiche Maschine im Workshop stehen, und Rafa durfte die entsprechenden Teile ausbauen und für SY AVENTURA verwenden.

Beim Cabo Gato hatte ich durch ein Missgeschick beim Bergen des Balloners die beiden Stangen am Swivel arg verbogen. Diese Kaltverformung konnte nicht mehr repariert werden und es brauchte Ersatzstangen. Diese wurden von Alfonso gefertigt, welcher auch gleich noch die beiden gebrochenen Schweissnähte an der Aluminium Badeleiter/Gangway nachschweisste.

SY AVENTURA war nach einer Woche immer noch auf dem Trockenen und es stand ein langes Wochenende mit dem Feiertag „Dia del Hispanidad“ (die Entdeckung Amerikas durch Christoph Columbus am 12. Oktober) bevor. Diese Zeit nutzten wir, um mit einem Mietauto Granada zu besuchen.

Granada ist eine der fazinierensten Städte Spaniens, reich an Geschichte, Kultur und beeindruckender Architektur. Granada war das letzte islamische Königreich auf der Iberischen Halbinsel und fiel 1492 an die katholischen Könige, Isabel I de Castilla und Fernando II de Aragón. Diese reiche maurische Vergangenheit prägt die Stadt bis heute, architektonisch, kulturell und kulinarisch.

Die Alhambra, der weltberühmte maurische Palast- und Festungskomplex prägt das Stadtbild. Die Alhambra vereinigt wunderschöne arabische Architektur, filigrane Stuckarbeiten, Wasserbecken und Gärten und ist eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Spaniens. Auch bei unserem Besuch wimmelte es nur so von – meist asiatischen – Touristen.

Ebenfalls sehenswert ist die Generalife, die Sommerresidenz der Nasridenherrscher, mit herrlichen Gärten und tollem Blick auf die Alhambra.

Und schliesslich ist noch die Kathedrale von Granada und die Königliche Kapelle zu erwähnen, wo die katholischen Könige Spaniens – Isabel I de Castilla und Fernando II de Aragón – begraben sind.

Die Rückfahrt nach Almerimar haben wir mit unserem schwachbrüstigen KIA Picanto durch die Sierra Nevada gewagt, um den Nationalpark und die Pueblos Blancos zu besuchen. Im Winter ist die Sierra Nevada ein beliebtes Ziel zum Skifahren, kein Wunder bei Bergen mit Höhen bis 3500m. Wahrscheinlich hat es dort etwas weniger Leute auf den Pisten als in LAAX im Februar.

Wieder zurück in Almerimar, überraschte uns die Marina, dass SY AVENTURA nun doch ferig poliert sei – entgegen den Ankündigungen, wurde am langen Wochenende doch etwas gearbeitet. Ein Check am Schiff ergab, dass die Jungs mit dem Polieren etwas gar enthusiastisch zu Werke waren: ein Teil des Schiffsnamens wurde wegpoliert, obwohl ich klare Instruktionen gegeben hatte, dass der Spiegel manuell und nicht mit der Maschine poliert werden sollte. So ein Ärger – jetzt durfte ich bei einem Grafiker Ersatz organisieren, was der Marina selbstredend in Rechnung gestellt wurde. Nach Klärung dieses Missgeschicks, wurde SY AVENTURA wieder ihrem Element übergeben und wir konnten endlich wieder auf das Schiff umziehen.

Die weiteren Arbeiten an SY AVENTURA konnten und sollten im Wasser stattfinden, so dass wir es etwas lockerer angehen und weitere Entdeckungstouren unternehmen konnten. So besuchten wir Almuñecar und Salobreña, wobei letzteres besser gefiel.

Der kleine Schaden an der erst zwei Jahre alten Genua sollte durch Colin Dixon mit den Einsatz eines neuen UV-Schutzes für das komplette Unterliek behoben werden. Lieber jetzt als dann später an fernen Gestaden, sagte ich mir. Doch, als das „reparierte“ Segel wieder gehisst werden sollte, gab’s eine kleine Überraschung: Colin hatte anstatt des beschädigten Unterlieks, das intakte Achterliek repariert. Da fragt man sich schon, ob diese Typen zum Arbeiten auch mal das Hirn einschalten. Also hiess es, die Genua wieder zu verpacken und zu Colin für die korrekte Reparatur zu bringen. Zum Glück hatte ich ja noch Zeit.

Nach zwei Wochen flog Isabel wieder nach Zürich zurück, um zu arbeiten. Der Abschied aus dem sommerlichen Almerimar fiel ihr nicht leicht, da sie in der Schweiz nasskaltes Herbstwetter und Nebel erwarteten. Ich kümmerte mich um weitere Arbeiten an SY AVENTURA, zum Beispiel um den Unterhalt der Getriebe der Segelmotoren, welchen ich bisher noch nie gemacht hatte.

Ebenfalls wurden kleinere Tasks erledigt, welche schon länger pendent waren: polieren aller glatten Gelcoat Flächen am Deck und im Cockpit, neue Köder für den Fischfang kaufen, Brot auf traditionelle Weise backen, Achterbackskiste entrümpeln, Hilles grünes Sonnensegel ausprobieren, neues Dinghy-Sitzbrett anmalen etc.

Zudem schienen mich die Oktoberfeste zu verfolgen: schon letztes Jahr wunderte ich mich, Jungs in Lederhosen und Mädels in feschen Dirndls in Barcelona bei sommerlichen Temperaturen für ein gigantisches Oktoberfest Schlange stehen zu sehen. Was eigentlich nach Deutschland, genauer nach München, gehört, hatte aber auch seinen Weg nach Andalusien gefunden: deutsche Bierfröhlichkeit mit Musik und Tanz, samt bayrischem Food. Allerdings wurde auf dem Weg nach Süden die bayrische Blaskapelle mit einer spanischen Rockband ausgetauscht. Ein schräges Erlebnis. Gibts in der Karibik eigentlich auch Oktoberfeste? Es ist fast zu befürchten.

Die neue Woche startete mit dem Rigg Check durch Andy Parkinson von No Limits Rigging. Das stehende Gut wurde letztmals 2011 erneuert und sah auch 2025 noch gut aus. Einzig die Pressungen der Mittel- und Unterwante an Backbord hatten je einen kleinen Crack. Somit wurden diese beiden Wanten paarweise an Backbord und Steuerbord ersetzt. Das sollte mich für die bevorstehenden langen Segeltörns beruhigen – wer will schon mitten auf dem Ozean ein gebrochenes Stag oder Schlimmeres haben.

Im Sommer hatte der bisherige Inverter seinen Geist aufgegeben. Eine Reparatur lohnte sich nicht mehr, also wurde das in die Jahre gekommene Teil ersetzt und zwar mit einem leistungstärkeren Victron Inverter 1200 W, anstelle von bisher 250 W. Auch die Getriebe der Segelmotoren wurden überholt und sehen jetzt aus wie (fast) neu. Bei der Überholung war jedoch das Innere – also die Zahnräder, die Dichtungen und die Schmierung – wichtiger als das Äussere. Und glücklicherweise waren alle Zahnräder intakt.

Nicht nur bei SY AVETURA wurde fleissig repariert, auch mein Gebiss – genauer ein alter „Problemzahn“ – verlangte plötzlich nach grösserer Beachtung: beim Essen von kleinen, ziemlich leckeren Frühlingsrollen, merkte ich plötzlich, dass ein Teil – also ungefähr die Hälfte – dieses Zahns fehlte. Wahrscheinlich hatte ich den abgebrochenen Teil gleich samt den Frühlingsrollen verspiesen (en Guete). Es plagten mich Sorgen, wie dies in der noch verbleibenden Zeit in Almerimar behandelt werden könnte. Aber kein Problem: am nächsten Tag rasch zur Clinica Dental Doctoras Gómez geradelt, das Problem kurz erklärt, 20 Minuten gewartet und schon wurde flugs ein Quick Fix angebracht, welcher bis zu einer nachhaltigeren Lösung (ein Implantat) halten sollte. Zu meinem Erstaunen kostete die Behandlung bloss 45 EUR, in der Schweiz wären es wohl mehrere Hundert CHF gewesen.

Inzwischen war die letzte Woche des Aufenthaltes in Almerimar angebrochen. Die Liste der offenen Arbeiten wurde langsam kleiner und es gab vermehrt Zeit, das immer noch sommerliche Wetter und spanische Köstlichkeiten zu geniessen.

Rafa hatte endlich alle Ersatzteile am Volvo verbaut und seinen Teil am Motorenunterhalt abgeschlossen. Jetzt musste noch dem Problem der mangelnden Motorenleistung auf den Grund gegangen werden: bei sauberem Propeller und Unterwasserschiff liefert der Volvo nämlich bei Vollgas nur ca. 2100 U/min, wobei es über 3000 U/min sein müssten. Die Ursache wurde beim Turbo, der Luftzufuhr oder der Dieselpumpe vermutet. Also bat ich Paul Taylor, sich mit diesem Problem zu befassen. Leider kam bei dieser Analyse nichts Gutes heraus: der Turbo und der Ellbow waren total verkokt, beim Turbo drehte sich kein Rädchen mehr. Eine Reparatur lohnte sich nicht mehr, da wahrscheinlich auch die Lager kaputt waren, also musste der Turbo ersetzt werden. Wieder eine unerwartete, teure Baustelle am Volvo, es schien wie verhext.

Langsam konnte auch der nächste Schlag nach Gibraltar geplant werden, das hiess die Wettermodelle genauer zu studieren. Lange war Ostwind vorherrschend, was für die Fahrt nach Gibraltar günstig gewesen wäre. Leider sagten die Modelle nun aber Westwind voraus, und dies auch noch mit 20 Knoten und mehr. Also wäre ich am liebsten früher als geplant von Almerimar in Richtung Westen aufgebrochen. Aber leider musste ich noch auf weitere Ersatzteile warten. Mañana eben. An der warmen anadalusischen Sonne liess sich dies jedoch ausnahmsweise aushalten.

Nach diesem intensiven Maintenance Aufenthalt mit umfangreichen und teilweise ziemlich unerwarteten Arbeiten, war SY AVENTURA nun bereit für die nächsten Fahrten und soweit in Stand gestellt, um das Mittelmeer in Richtung Atlantik zu verlassen. Diese Maintenance Session war auch eine Investition, welche mir für die nächsten Jahre hoffentlich etwas Ruhe vor unerwarteten Reparaturen verschaffen sollte. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

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