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Gibraltar

Nachdem Isabel nach ihrem zweiwöchigen, arbeitsbedingten Schweiz-Aufenthalt wieder nach Almerimar zurückgekehrt war, konnten wir den Schlag nach Gibraltar starten.

Die Windprognosen sagten ab Anfang Woche günstigen Ostwind voraus, so dass die ca. 140 sm nach Gibraltar in Angriff genommen werden konnten. Im Puerto Deportivo Almerimar war alles abgegeben und ausgecheckt, somit hiess es endlich „Leinen los“.

Der Kurs war platt vor dem Wind (Dead Run), so dass zuerst mit Genua, Ballooner und Besansegel gesegelt werden konnte. Später drehte der Wind und frischte auf, so dass mit Raumkurs (Broad Reach), ohne Ballooner aber mit Genua, Grosssegel und Besansegel gut Speed gemacht wurde. Die Bedingungen waren optimal und so entschieden wir uns, ohne Zwischenhalt nach Gibraltar durchzusegeln.

Wir erreichten die Reede vor La Linea de la Conception am Nachmittag des zweiten Tages und gingen vor Anker. Es blieb auch noch genügend Zeit, um gut vorbereitet an einem Conference Call teilzunehmen.

Am nächsten Tag liefen wir kurz Ocean Village in Gibraltar an, um zollfrei zu tanken, und danach verlegten wir SY AVENTURA in die Alcaidesa Marina in La Linea de la Conception, gleich ausserhalb von Gibraltar.

Natürlich durfte ein Besuch von Gibralter und dessen Sehenswürdigkeiten nicht fehlen. Gibraltar ist klein, nur etwa 6.5 km2 und hat ca. 35’000 Einwohner. Diese haben sich in einem Referendum 1967 mit 99% für einen Verbleib bei Grossbritannien und gegen einen Wechsel zu Spanien entschieden. Im einem weiteren Referemdum 2002 entschied sich die Bevölkerung, wiederum mit 99%, gegen eine gemeinsame Souveränität mit Spanien.

Gibraltar, strategisch optimal an der Südspitze der Iberischen Halbinsel, und an der gleichnamigen, 24km breiten, Seestrasse gelegen, bietet viel Historie und eine spannende Mischung aus britischer, spanischer und mediterraner Kultur.

Ein Must-See war natürlich der Fels von Gibraltar (426müM), von welchem ein atemberaubender Blick auf Spanien, das Mittelmeer und über die Strasse von Gibraltar bis nach Marokko gewährt wird. Selbstverständlich gehörten auch die Berber-Affen dazu. Bekanntlich sagte Winston Churchill einst, dass Gibraltar britisch bleibe, solange die Affen auf dem Fels leben. Na dann.

Der Skywalk, welcher von Prinz William eröffnet wurde, ist eine Glasplattform am Felsen, und bietet einen spaktakulären Panoramablick. Der Gang über den Skywalk ist definitiv nichts für Schwindelanfällige.

Ebenfalls sehr eindruckvoll war die Tropfsteinhöhle St. Michael’s Cave. Im zweiten Weltkrieg wurde die Höhle als Spital eingerichtet, musste aber glücklicherweise nie genutzt werden. Heute wird sie oft für Konzerte und Shows genutzt, da sie eine spektakuläre Beleuchtung und Akustik hat.

Die Great Siege Tunnels gaben einen faszinierenden Blick in die Militätgeschichte Gibraltars. Die Tunnel wurden im 18. Jahrhundert während der jahrelangen spanischen Belagerung in die Felsen gehauen. Mit Kanonen bestückt, ergab dies eine wirkungsvolle Verteidigung Gibraltars. Die Tunnel erinnerten mich sehr an meine Zeit bei den Festungstruppen der Schweizer Armee – auch dieses Kapitel ist schon etwas länger her.

Gibraltar Town und da besonders die Main Street sind ein steuerfreies Shopping Paradies. Oft kommen arbeitslose Spanier nach Gibraltar und kaufen Zigaretten und Alkohol günstig ein, um die Ware dann in Spanien teurer zu verkaufen. Das ist doch eine geschäftstüchtige Idee. Britische Pubs stehen neben Tapas Bars, was eine einmalige Mischung ergibt.

Der Europa Point ist der südlichste Punkt Gibraltars, für die Seefahrt gut mit einem Leuchtturm markiert, mit Blick auf Afrika. Ebenfalls von See aus gut zu sehen, ist die King Fahd Bin Abdulaziz Al Saud Moschee, welche wir jedoch nicht besichtigten.

Rechtzeitig zu meinem Geburtstag trafen Matthias und Hardy in Gibraltar ein. Die beiden lassen auch keine Party aus! Zu viert verbrachten wir einen schönen Abend in La Linea bei feinen spanischen Köstlichkeiten und feierten bis spät in die Nacht hinein meinen Geburtstag.

Am nächsten Tag musste Isabel wieder in die spätherbstliche Schweiz zurück fliegen, um zu arbeiten. Auch diesmal viel der Abschied schwer.

Schon bald startete die neue Crew die Vorbereitungen für die nächste Etappe nach Gran Canaria, zuallererst mit dem Studium der Wettermodelle und der Windprognosen. Diese sagten für die nächsten Tage nichts Gutes voraus. Somit war vorerst warten angesagt.

Almerimar-Gibraltar
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Maintenance

Maintenance Herbst 25

Anfang Oktober ging es wieder zurück nach Almerimar, wo SY AVENTURA wie geplant ausgewassert wurde. Ende August hatte ich bei verschiedenen Dienstleistern die anstehenden Arbeiten in Auftrag gegeben – oder was man in Spanien als solches ansieht. Commitments und klare Terminzusagen sind in der „Mañana“-Mentalität nicht wirklich üblich. Da muss ich mich wohl noch etwas daran gewöhnen.

Verschiedene Arbeiten waren vorgesehen: Unterwasser Anschleifen und neues Antifouling (Jotun seaforce 90 black) auftragen, Schale polieren, normaler Unterhalt am Bugstrahler, am C-Drive und am MaxProp, normaler Unterhalt plus ein paar Reparaturen am Volvo Penta und am Onan Generator, ausserplanmässige Reparatur der Genua und ausserplanmässige Reparatur des Genua Swivels, Inspektion des gesamten Riggs, Einbau der neuen Frischwasser Pumpe, Einbau des neuen Kühlschranks, Fertigung des neuen UV-Schutzes für das Dinghy und die Fertigung eines neuen Sonnensegels für die Achterkabine und das Achterdeck. Also eine ganze Latte an Arbeiten, welche alle von verschiedenen Dienstleistern ausgeführt wurden, die es zu koordinieren und auf die Finger zu schauen galt.

Noch in der Schweiz erhielt ich von Sandra, welche den UV-Schutz für das Dinghy und das neue Sonnensegel für die Achterkabine und das Achterdeck anfertigen sollte, die Meldung, dass sie das alles nicht machen kann, weil sie jetzt mal für ein halbes Jahr ein Sabbatical braucht. Tja, was soll man dazu noch sagen? Diesmal nicht „mañana“, sondern „proximo año“.

Das Auswassern ging gut vonstatten, wenn auch natürlich nicht zur zugesagten Zeit. Endlich am Trockenplatz angelangt, konnte ich den von Paul in der Schweiz überarbeiteten GPS „Controller“ einbauen. Und siehe da: endlich zeigte das NAVTEX auch die Datum/Zeit Information an und versah die Meldungen mit dem Zeitstempel. Zudem hatte Paul Taylor, während ich in der Schweiz war, die neue Frischwasser Pumpe und den neuen Kühlschrank eingebaut. Bis auf die Kühlschrank LED am 24V Panel funktionierte alles bestens.

Der Unterhalt am C-Drive, am MaxProp und am Bugstrahler erledigte Paul Taylor ebenfalls prompt und äusserst professionell.

Etwas mehr Überzeugungsarbeit war bei den Marineros nötig, welche die Schale polieren und das Unterwasser streichen sollten. Erst jetzt begriff ich, dass die Marineros diese Arbeiten erst nach ihrem eigentlichen Job in der Marina erledigten. Das ergab dann nicht so ergiebige Tage und alles brauchte viel länger als ich erwartete. Beim nächsten Mal weiss ich es besser, wie das in Almerimar so läuft.

Durch permanetes Druckmachen und den Jungs etwas in den Arsch treten, ging es dann doch noch, und SY AVENTURA erstahlte in neuem Glanz. Auch der MaxProp erhielt ein neues Antifouling (Speedprop), und sieht jetzt aus wie aus Gold – der Preis für das Speedprop konnte ebenfalls mit Gold aufgewogen werden.

Einzig der eigentlich normale Unterhalt am Volvo entpuppte sich als wahrer Reparatur Marathon: was von Rafa (nicht Nadal) auch angefasst wurde, war ziemlich arg korrodiert und musste ersetzt werden. Dumm nur, dass diese Ersatzteile nicht mehr gefertigt werden und somit nicht mehr erhältlich waren. Zum Glück hatte Paul Taylor noch eine gleiche Maschine im Workshop stehen, und Rafa durfte die entsprechenden Teile ausbauen und für SY AVENTURA verwenden.

Beim Cabo Gato hatte ich durch ein Missgeschick beim Bergen des Balloners die beiden Stangen am Swivel arg verbogen. Diese Kaltverformung konnte nicht mehr repariert werden und es brauchte Ersatzstangen. Diese wurden von Alfonso gefertigt, welcher auch gleich noch die beiden gebrochenen Schweissnähte an der Aluminium Badeleiter/Gangway nachschweisste.

SY AVENTURA war nach einer Woche immer noch auf dem Trockenen und es stand ein langes Wochenende mit dem Feiertag „Dia del Hispanidad“ (die Entdeckung Amerikas durch Christoph Columbus am 12. Oktober) bevor. Diese Zeit nutzten wir, um mit einem Mietauto Granada zu besuchen.

Granada ist eine der fazinierensten Städte Spaniens, reich an Geschichte, Kultur und beeindruckender Architektur. Granada war das letzte islamische Königreich auf der Iberischen Halbinsel und fiel 1492 an die katholischen Könige, Isabel I de Castilla und Fernando II de Aragón. Diese reiche maurische Vergangenheit prägt die Stadt bis heute, architektonisch, kulturell und kulinarisch.

Die Alhambra, der weltberühmte maurische Palast- und Festungskomplex prägt das Stadtbild. Die Alhambra vereinigt wunderschöne arabische Architektur, filigrane Stuckarbeiten, Wasserbecken und Gärten und ist eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Spaniens. Auch bei unserem Besuch wimmelte es nur so von – meist asiatischen – Touristen.

Ebenfalls sehenswert ist die Generalife, die Sommerresidenz der Nasridenherrscher, mit herrlichen Gärten und tollem Blick auf die Alhambra.

Und schliesslich ist noch die Kathedrale von Granada und die Königliche Kapelle zu erwähnen, wo die katholischen Könige Spaniens – Isabel I de Castilla und Fernando II de Aragón – begraben sind.

Die Rückfahrt nach Almerimar haben wir mit unserem schwachbrüstigen KIA Picanto durch die Sierra Nevada gewagt, um den Nationalpark und die Pueblos Blancos zu besuchen. Im Winter ist die Sierra Nevada ein beliebtes Ziel zum Skifahren, kein Wunder bei Bergen mit Höhen bis 3500m. Wahrscheinlich hat es dort etwas weniger Leute auf den Pisten als in LAAX im Februar.

Wieder zurück in Almerimar, überraschte uns die Marina, dass SY AVENTURA nun doch ferig poliert sei – entgegen den Ankündigungen, wurde am langen Wochenende doch etwas gearbeitet. Ein Check am Schiff ergab, dass die Jungs mit dem Polieren etwas gar enthusiastisch zu Werke waren: ein Teil des Schiffsnamens wurde wegpoliert, obwohl ich klare Instruktionen gegeben hatte, dass der Spiegel manuell und nicht mit der Maschine poliert werden sollte. So ein Ärger – jetzt durfte ich bei einem Grafiker Ersatz organisieren, was der Marina selbstredend in Rechnung gestellt wurde. Nach Klärung dieses Missgeschicks, wurde SY AVENTURA wieder ihrem Element übergeben und wir konnten endlich wieder auf das Schiff umziehen.

Die weiteren Arbeiten an SY AVENTURA konnten und sollten im Wasser stattfinden, so dass wir es etwas lockerer angehen und weitere Entdeckungstouren unternehmen konnten. So besuchten wir Almuñecar und Salobreña, wobei letzteres besser gefiel.

Der kleine Schaden an der erst zwei Jahre alten Genua sollte durch Colin Dixon mit den Einsatz eines neuen UV-Schutzes für das komplette Unterliek behoben werden. Lieber jetzt als dann später an fernen Gestaden, sagte ich mir. Doch, als das „reparierte“ Segel wieder gehisst werden sollte, gab’s eine kleine Überraschung: Colin hatte anstatt des beschädigten Unterlieks, das intakte Achterliek repariert. Da fragt man sich schon, ob diese Typen zum Arbeiten auch mal das Hirn einschalten. Also hiess es, die Genua wieder zu verpacken und zu Colin für die korrekte Reparatur zu bringen. Zum Glück hatte ich ja noch Zeit.

Nach zwei Wochen flog Isabel wieder nach Zürich zurück, um zu arbeiten. Der Abschied aus dem sommerlichen Almerimar fiel ihr nicht leicht, da sie in der Schweiz nasskaltes Herbstwetter und Nebel erwarteten. Ich kümmerte mich um weitere Arbeiten an SY AVENTURA, zum Beispiel um den Unterhalt der Getriebe der Segelmotoren, welchen ich bisher noch nie gemacht hatte.

Ebenfalls wurden kleinere Tasks erledigt, welche schon länger pendent waren: polieren aller glatten Gelcoat Flächen am Deck und im Cockpit, neue Köder für den Fischfang kaufen, Brot auf traditionelle Weise backen, Achterbackskiste entrümpeln, Hilles grünes Sonnensegel ausprobieren, neues Dinghy-Sitzbrett anmalen etc.

Zudem schienen mich die Oktoberfeste zu verfolgen: schon letztes Jahr wunderte ich mich, Jungs in Lederhosen und Mädels in feschen Dirndls in Barcelona bei sommerlichen Temperaturen für ein gigantisches Oktoberfest Schlange stehen zu sehen. Was eigentlich nach Deutschland, genauer nach München, gehört, hatte aber auch seinen Weg nach Andalusien gefunden: deutsche Bierfröhlichkeit mit Musik und Tanz, samt bayrischem Food. Allerdings wurde auf dem Weg nach Süden die bayrische Blaskapelle mit einer spanischen Rockband ausgetauscht. Ein schräges Erlebnis. Gibts in der Karibik eigentlich auch Oktoberfeste? Es ist fast zu befürchten.

Die neue Woche startete mit dem Rigg Check durch Andy Parkinson von No Limits Rigging. Das stehende Gut wurde letztmals 2011 erneuert und sah auch 2025 noch gut aus. Einzig die Pressungen der Mittel- und Unterwante an Backbord hatten je einen kleinen Crack. Somit wurden diese beiden Wanten paarweise an Backbord und Steuerbord ersetzt. Das sollte mich für die bevorstehenden langen Segeltörns beruhigen – wer will schon mitten auf dem Ozean ein gebrochenes Stag oder Schlimmeres haben.

Im Sommer hatte der bisherige Inverter seinen Geist aufgegeben. Eine Reparatur lohnte sich nicht mehr, also wurde das in die Jahre gekommene Teil ersetzt und zwar mit einem leistungstärkeren Victron Inverter 1200 W, anstelle von bisher 250 W. Auch die Getriebe der Segelmotoren wurden überholt und sehen jetzt aus wie (fast) neu. Bei der Überholung war jedoch das Innere – also die Zahnräder, die Dichtungen und die Schmierung – wichtiger als das Äussere. Und glücklicherweise waren alle Zahnräder intakt.

Nicht nur bei SY AVETURA wurde fleissig repariert, auch mein Gebiss – genauer ein alter „Problemzahn“ – verlangte plötzlich nach grösserer Beachtung: beim Essen von kleinen, ziemlich leckeren Frühlingsrollen, merkte ich plötzlich, dass ein Teil – also ungefähr die Hälfte – dieses Zahns fehlte. Wahrscheinlich hatte ich den abgebrochenen Teil gleich samt den Frühlingsrollen verspiesen (en Guete). Es plagten mich Sorgen, wie dies in der noch verbleibenden Zeit in Almerimar behandelt werden könnte. Aber kein Problem: am nächsten Tag rasch zur Clinica Dental Doctoras Gómez geradelt, das Problem kurz erklärt, 20 Minuten gewartet und schon wurde flugs ein Quick Fix angebracht, welcher bis zu einer nachhaltigeren Lösung (ein Implantat) halten sollte. Zu meinem Erstaunen kostete die Behandlung bloss 45 EUR, in der Schweiz wären es wohl mehrere Hundert CHF gewesen.

Inzwischen war die letzte Woche des Aufenthaltes in Almerimar angebrochen. Die Liste der offenen Arbeiten wurde langsam kleiner und es gab vermehrt Zeit, das immer noch sommerliche Wetter und spanische Köstlichkeiten zu geniessen.

Rafa hatte endlich alle Ersatzteile am Volvo verbaut und seinen Teil am Motorenunterhalt abgeschlossen. Jetzt musste noch dem Problem der mangelnden Motorenleistung auf den Grund gegangen werden: bei sauberem Propeller und Unterwasserschiff liefert der Volvo nämlich bei Vollgas nur ca. 2100 U/min, wobei es über 3000 U/min sein müssten. Die Ursache wurde beim Turbo, der Luftzufuhr oder der Dieselpumpe vermutet. Also bat ich Paul Taylor, sich mit diesem Problem zu befassen. Leider kam bei dieser Analyse nichts Gutes heraus: der Turbo und der Ellbow waren total verkokt, beim Turbo drehte sich kein Rädchen mehr. Eine Reparatur lohnte sich nicht mehr, da wahrscheinlich auch die Lager kaputt waren, also musste der Turbo ersetzt werden. Wieder eine unerwartete, teure Baustelle am Volvo, es schien wie verhext.

Langsam konnte auch der nächste Schlag nach Gibraltar geplant werden, das hiess die Wettermodelle genauer zu studieren. Lange war Ostwind vorherrschend, was für die Fahrt nach Gibraltar günstig gewesen wäre. Leider sagten die Modelle nun aber Westwind voraus, und dies auch noch mit 20 Knoten und mehr. Also wäre ich am liebsten früher als geplant von Almerimar in Richtung Westen aufgebrochen. Aber leider musste ich noch auf weitere Ersatzteile warten. Mañana eben. An der warmen anadalusischen Sonne liess sich dies jedoch ausnahmsweise aushalten.

Nach diesem intensiven Maintenance Aufenthalt mit umfangreichen und teilweise ziemlich unerwarteten Arbeiten, war SY AVENTURA nun bereit für die nächsten Fahrten und soweit in Stand gestellt, um das Mittelmeer in Richtung Atlantik zu verlassen. Diese Maintenance Session war auch eine Investition, welche mir für die nächsten Jahre hoffentlich etwas Ruhe vor unerwarteten Reparaturen verschaffen sollte. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

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Almerimar

Nach einer weiteren ambulanten Behandlung meines linken Fusses, diesmal im PAS l’Alguer, und zwei weiteren Spritzen in den Allerwertesten, wurde es langsam Zeit, Valencia zu verlassen.

Die Windprognose war für einmal vielversprechend und so liefen wir am späten Nachmittag aus Valencia bei schönem Wind aus, um in der Nacht die knapp 90sm nach Ibiza zu segeln.

In der Nacht musste zwar wieder einmal der Volvo ran, aber vorher und nachher war schönes Segeln angesagt, was doch für einmal eine schöne Abwechslung war.

Am Morgen erreichten wir Ibiza und kurz nach dem Mittag den Ankerplatz in der Cala Talamanca bei Ibiza Stadt. Der Ankerplatz war gut besucht und auch vor Ibiza war viel Betrieb auf dem Meer.

Easy Sailing to Ibiza

Am Abend brachte uns das Dinghy RAFINE wohlbehalten an Land. Hier verliess uns Ale, um mit dem Nachtflug von Edelweiss zurück in die Schweiz zu fliegen. Isabel und ich besichtigen etwas Ibiza Stadt und dinierten an Land. Ibiza Stadt beeindruckte uns nicht besonders: sehr touristisch, schrill und eher teuer.

Der Wetterbericht prognostizierte für den nächsten Tag einigermassen guten Wind für den Schlag in Richtung Cartagena. So verliessen wir das ziemlich überfüllte Ibiza und segelten gemütlich in Richtung Cartagena.

Bei schönem Wind aus der richtigen Richtung konnten wir zügig in Richtung Cartagena segeln, eine Strecke von immerhin 140sm. Noch lange sahen wir Ibiza achteraus, jedoch immer kleiner werdend. Die Nacht verlief ruhig und der nächste Tag erwachte bei leichter Bewölkung, was ganz angenehm war nach den sengenden Temperaturen der letzen Tage. Am Nachmittag fiel der Anker in der offenen Bucht bei Algameca Chica in den Sand. Der idyllische Abend vor Anker ging in die Nacht über, welche ab zwei Uhr morgens leider gar nicht mehr ruhig war: der aufkommende SW Wind brachte Wellen und einen unangenehmen Schwell, so dass SY AVENTURA hin und her schwankte, dass es uns fast aus dem Bett warf. An viel Schlaf war nicht mehr zu denken, und nach dem ersten Büchsenlicht gingen wir ankerauf und verlegten SY AVENTURA in den Yacht Port Cartagena. Endlich war es ruhig und wir konnten auch von Cartagena noch etwas sehen.

Cartagena – gegründet von den Karthagern ca. 227 v. Chr. – ist eine schöne Stadt mit einer über 2500 Jahre alten Historie. Sie spielte in der Antike, im Mittelalter und auch in der Neuzeit eine wichtige Rolle. Kulinarisch zu empfehlen ist das El Cantón, welches sich in Dekoration und Menu-Auswahl an die Kantonale Revolution von 1873 anlehnt. Da erklärte sich Cartagena für mehrere Monate zur unabhängigen Republik.

Cartagena ist bekannt für seine antiken Ruinen, und ist immer noch ein wichtiger Marine- und Handelshafen. Uns hat’s jedenfalls gut gefallen in Cartagena.

Mit genügend Zeit zur Verfügung konnten wir die restlichen ca. 120sm bis Almerimar in kleinere gemütliche Schläge aufteilen, und uns nach dem vorherrschenden Wind richten.

Der erste Schlag führte uns mit gutem Wind aus achterlicher Richtung zur Bahia Del Hornillo, einer Bucht nahe bei Aguilas. Der Grund besteht aus Sand und sehr viel Seegras, nach unserer Erfahrung praktisch ausschliesslich aus Seegras, so dass es einige Anläufe brauchte, bis das Eisen wirklich hielt. Bei Anbruch der Nacht waren dann auch alle Tagesausflügler verschwunden und wir konnten die Ruhe der Bucht geniessen.

Bei gleichen angenehmen Windbedingungen segelten wir tags darauf gemütlich zur Ensenada de Agua Amarga, auch Bitter Water Bay genannt. Hier war viel Betrieb mit kleinen spanischen Booten, welche aber am Abend alle nach Hause fuhren, so dass wir auch hier die Bucht für uns alleine hatten.

Nach einer ruhigen Nacht und einer morgendlichen SUP Tour an den Strand ging es ankerauf für den Schlag zum Cabo Gata, einem Kap mit eindrucksvoller Natur. Schönster achterlicher Wind machte die Fahrt mit der Passatbesegelung zum puren Segelvergnügen. Schnell waren wir am Ankerplatz in der Cala Cabo Gata, wo das Eisen in den Sand fiel. Auch hier war viel Wochendbetrieb, mit Seekayaks, kleinen Motorbooten und den unsäglichen Jetskis. Erst am Abend wurde es ruhiger und wir waren mit anderen Yachten aus Holland, Frankreich und Deutschland alleine.

Tags drauf setzen wir Segel, um mit einem kurzen Schlag nach Almería zu gelangen. Neben dem Club de Mar fiel der Anker, und schon bald war das Dinghy RAFINE bereit, uns an Land zur Stadtbesichtigung zu bringen.

Beeindruckend war die Alcazaba, die maurische Festung, welche im 10. Jahrhundert errichtet wurde. Teile der Alcazaba dienten als Kulisse zu Hollywood Filmen wie „Indiana Jones“. Leider war die Alcazaba wegen Renovation geschlossen, so dass wir das Innere nicht besichtigen konnten. Die Kathedrale von Alemería beeindruckt mit einer Mischung aus Gotik und Renaissance. Die Kathedrale ist auch eine Festung, und diente der Verteidigung gegen die Angriffe der Berber.
Erstaunt waren wir, als wir bereits am Montag Nachmittag ziemlich aufgebretzelte Damen vor den Clubs Schlange stehen sahen. Des Rätsels Lösung: es war die Feria de Almería, ein Fest zu Ehren der Schutzpatronin Virgen del Mar, welches sich gleich über neun Tage hinstreckt. In dieser Woche sollte man in Almería, neben feiern, nicht allzuviel erreichen wollen.

Da für die nächsten Tage West Wind in Sturmstärke vorausgesagt war, segelten wir bei noch gemässigten Bedingungen zwei Tage früher als geplant zum Zielhafen dieser Etappe – nach Almerimar. Etwas überraschend wurde uns der Liegeplatz gleich neben der SY NADINE zugeteilt, der Jeanneau 53 von René, Yindi und Alexandre, welche wir bereits in Cartagena ausgiebig besichtigen durften.

In Almerimar bleibt die SY AVENTURA bis Anfang November und kommt im Oktober in den Genuss einer ausgedehnten Maintenance. Um dies alles zu organisieren, konnte ich die Tage bis zum Rückflug in die Schweiz gut nutzen.

Valencia-Almerimar
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Valencia

In Barcelona kamen Isabel, Barbara und Ale an Bord der SY AVENTURA und nach einem oppulenten Dinner in der Bar Cañete verliess uns Rico tags darauf, um zur Hochzeit von Marine Jimenez nach Castres zu reisen.

Die Bar Cañete – ausgezeichnet mit Michelin Meriten – offeriert traditionelle katalanische Küche mit Frischprodukten von den lokalen Märkten. Das Resultat für den Gast ist ein Hochgenuss.

Nach Erledigung der Formalitäten verliessen wir Barcelona und die Marina Vela, um gemütlich in Richtung SW zu fahren, respektive – sofern der Wind es zuliess – zu segeln.

In Sitges fiel der Anker in den Sand und das Dinghy RAFINE brachte uns an den Strand und in das Restaurant vom Real Club Nautico Sitges. Tags darauf ging es bei ähnlichen Bedingungen weiter nach Tarragona.

Da ich wieder einmal Probleme mit meinem linken Fuss hatte – das leidige Tarsal Tunnel Syndrom poppte wieder einmal auf – suchte ich noch ein Spital – das Hospital Viamed Monegal – auf, um das behandeln zu lassen. Dieser Spitalbesuch war eine Erfahrung der anderen Art: neues Spital, alte Prozesse, freundliche aber sowas von total unfähigem Personal, dass sogar die Spanier reklamierten. Nun ja, nachdem Isabel und ich dem senilen Arzt die Diagnose und die Behandlung erklärt hatten, kriegte ich endlich die Linderung verschaffende Kortison-Spritze. Bald kam die Besserung und es konnte tags darauf weiter gehen.

Leider ohne Wind und bei brütender Hitze wurde es ein langer Tag, bis in Puerto dels Alfacs, welches zum Delta des Rio Ebre gehört, endlich der Anker fiel. Eine sternenklare Nacht mit vielen Sternschnuppen entschädigte uns für den zermürbenden Motorenlärm.

Weiter ging es nach Castellón, wo wieder einmal ein Hafen angelaufen wurde. Leider waren wir auch an diesem Tag wieder grösstenteils mit Volvo Power unterwegs, auch wenn mal kurz gesegelt werden konnte.

Die nächste Etappe führte uns nach Valencia, unserem Zielhafen für diese Woche. Und täglich grüsste das Murmeltier: viel Sonne, wenig Wind, viel motoren, wenig segeln.

In Valencia genossen wir ein tolles Dinner im Sabija an der Beachmeile und verzichteten bei 37 Grad auf eine Stadtbesichtigung. Hier verliess uns Barbara, um zurück in die Schweiz zu fliegen – jemand muss ja nächste Woche auch arbeiten!

Es war eine schöne Woche, leider mit viel zuwenig Wind und zuviel Hitze, aber trotzdem mit sehr schönen Erlebnissen.

Barcelona-Valencia
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Barcelona

Ende Juli wurde der Golf R zum letzten Mal für eine Reise nach Genua bis unter die Dachkante vollgepackt. Dieses Mal sollte die SY AVENTURA Genua endgültig verlassen. So fuhren Rico und ich zügig, und wie üblich nachts, nach Genua und schafften alles Material an Bord.

Beim meinem letzten Aufenthalt wurde ja noch einiges in Auftrag gegeben, z.B. die Maintenance am Aussenborder, die Revision der Einspritzdüsen des Onan Generators und der Ersatz des Dayco Keilriemens des 24V Alternators, was nun selbstredend auch alles geprüft wurde. Zudem standen noch Garantiearbeiten am Dinghy und der GPS Maus an. Die Geschwindigkeit der GPS Maus hatte Paul auf 4800 Baud reduziert, so dass die Datum/Zeit Information vom Furono NAVTEX NX-900 auch verstanden wird. Jetzt liest das Furono NAVTEX zwar die GPS Maus, und zeigt auch Position, SOG und COG an, jedoch Datum/Zeit leider immer noch nicht. Furono erwartet das ZDA Format, und kann die Datum/Zeit Information nicht aus dem gesendeten RMC Format extrahieren! Da hat wohl der Stift programmiert – die Software von Furono ist eine einzige Enttäuschung. Paul wird jetzt einen Adaptor fertigen, welcher RMC in ZDA wandelt. Somit ist diese Baustelle auf Oktober in Spanien verschoben.

Selbstverständlich durften die lukullischen Köstlichkeiten Liguriens nicht fehlen und wurden noch einmal intensiv genossen. Nach dem Einkauf, der Erledigung der letzten administrativen Tasks und der herzlichen Verabschiedung von Monica – Ernesto befand sich auf einer Velotour durch Europa – hiess es endlich „Leinen los, Arrivederci Genova„.

Etwas Wehmut schwang beim letzten Auslaufen aus Genua schon mit, war doch dieser Hafen seit drei Jahren der permanente Liegeplatz von SY AVENTURA und die Marina Genova und Sestri Ponente hatten wir in dieser Zeit lieb gewonnen. Aber jetzt galt es, Segel zu setzen, vorwärts zu schauen und den Törn nach Barcelona zu geniessen (und auf guten Wind mit nicht zu heftigem Mistral zu hoffen).

Wie so oft im Golf von Genua, hatte es nur wenig Wind und dies erst noch auf die Nase. Also tatsächlich so, wie es die Wetterprognosen voraus sagten. Somit wurde halt die Maschine bemüht, um bis zum Cabo Noli zu gelangen. Ab da kam etwas mehr Wind auf – zwar immer noch auf die Nase – aber so konnte die erste Etappe zur Isola Gallinara doch noch segelnd bewältigt werden.

Nach dem morgendlichen Frühsport, um den Propeller tauchend von Muscheln und Kalkwürmern zu befreien, ging es weiter in Richtung Frankreich. Wiederum hatte es wenig Wind, so dass neben Segeln auch mal die Maschine zum Einsatz kam. Am Abend erreichten wir die Rade de Villefranche, welche schon letztes Jahr besucht wurde. Etwas unverhofft war das Wiedersehen mit der Explora II, welche in der Rade von Anker lag. Dieser Kreuzfahrer wurde in Sestri Ponente gebaut, und wir konnten die Fortschritte jeweils direkt ab dem Hafenplatz von SY AVENTURA beobachten. Im September 2024 machte die Explora II auch in Barcelona halt, auf dem Weg in die Karibik. Inzwischen baut die Werft die Explora III – der Markt mit den Kreuzfahrtsschiffen scheint zu florieren.

Den 1. August begingen wir standesgemäss an Bord.

Tags darauf war das Ziel St. Tropez, genauer die Anse des Canebiers, wo SY AVENTURA schon mehrfach vor Anker lag. Der schöne Raum Kurs dauerte bis zur Baie de Cannes, dann schlug der Mistral zu: natürlich wieder auf die Nase – am Anfang mit erträglichen 20kn. So nahmen wir die Kreuzerei halt in Angriff. Der Mistral frischte immer mehr auf, bis wir dann bei der Anfahrt zur Baie de St. Tropez gute 35kn Wind hatten und dies hart am Wind segeln mussten. Trotz – weil küstennah – erträglichem Seegang, wurde die SY AVENTURA gehörig gebeutelt und geduscht. Es war schon fast wie Laser segeln, nur eben im geschützten Mittelcockpit, und daher für die Crew trocken. Der Kampf hatte um 21h ein Ende, wir waren heil vor Anker, und freuten uns nach diesem harten Schlag auf ein feines Znacht und auf unsere Kojen.

Am nächsten Tag ging es schon früh los, der Wind hatte gedreht, so dass wir mit Halbwind Kurs in Richtung Îles d’Hyères segeln konnten. Am Nachmittag erreichten wir Porquerolles und das Eisen fiel in den Sand. Am Abend wurde das Dinghy RAFINE klargemacht und wir besuchen Porquerolles. Der Ort Porquerolles ist immer noch schmuck, immer noch sehr touristisch und immer noch ziemlich teuer.

In Porquerolles wollten wir ein geeignetes Wetterfenster zum Überqueren des Golfe du Lion abwarten, da wir keine Lust hatten, schon wieder >30kn Mistral zu „geniessen“. Die beste Option war, am nächsten Morgen zeitig loszusegeln. Trotz zu Beginn gutem Segelwind, welcher dann leider immer weniger wurde, kamen wir nicht wie gewünscht voran, so dass Mr. Volvo zum Einsatz kommen musste.

Die Überfahrt war wie erwartet ruhig, es konnte doch noch ab und zu gesegelt werden, und am Abend des folgenden Tages erreichten wir Tossa de Mar in Spanien, wo in schöner Umgebung das Eisen in den Sand fiel.

Ab Tossa de Mar waren es noch 40sm bis nach Barcelona. Die Wetterprognose versprach nicht zuviel, und wir konnten noch einmal einen tollen Segeltag geniessen. Bei zu Anfang achterlichem Wind wurde sogar der Ballooner gesetzt, zum ersten mal überhaupt, seit ich Eigner der SY AVENTURA bin. Das Setzen der Passatbäume ging schon relativ zügig, da ich dies schon im 2024 in Barcelona ausprobiert hatte. Nachdem wir auch noch das Ballooner Fall korrekt eingezogen hatten, konnte das Teil gehisst werden und wir waren erstmals mit der Passatbesegelung unterwegs.

Allerdings nicht für lange, denn es kam die Garbi Breeze auf, ein vom AC37 wohlbekannter Wind aus SW. Es ging mit knapp 8kn Fahrt gegen Barcelona zu, was für mich so etwas wie eine Heimkehr war: die altbekannte Skyline, die geschäftige Stadt, die sichere Marina Vela mit dem freundlichen Personal. Und natürlich die Restaurants und Tapas Bars mit den katalanischen Köstlichkeiten…

Bienvenido de nuevo a Barcelona!

Das war ein toller Segeltörn zusammen mit Rico, welchem es an Bord der SY AVENTURA gut gefallen hat.

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Arrivederci Genova

Nach drei Jahren in Genua – genauer in Sestri Ponente – ist jetzt für die SY AVENTURA und Crew die Zeit gekommen, Arrivederci zu sagen und Genua endgültig zu verlassen.

Es war eine schöne und arbeitsreiche Zeit hier, in welcher wir die Bekanntschaft mit vielen lieben und hilfsbereiten Menschen machen durften – allen voran Ernesto und Monica von Sailactivity, welche den Hafen mit dem Liegeplatz von SY AVENTURA bewirtschaften. Aber auch Alessio, Massimo, sowie Lucia und Marco von Cantieri Mostes waren sehr hilfsbereit und freundlich und haben mit so manchen Tipps und mit Rat und Tat weiter geholfen.

Genua war die richtige Destination für all die Arbeiten, Projekte und Refits, welche an SY AVENTURA durchgeführt werden mussten. Mit dem Auto von zuhause in knapp 4h, oder mit dem direkten Zug in 5-6h erreichbar, liegt Genua für diesen Zweck ideal.

Auch das pulsierende Leben und die Restaurants in der Altstadt von Sestri Ponente und in der Marina Genova mit der hervorragenden ligurischen Küche werden wir vermissen.

Jetzt heisst es aber Leinen los und auf zu neuen Ufern. Die nächste Destination ist Barcelona und dann geht es via Spaniens Küste und den Balearen weiter nach Almerimar in Andalusien.

In Almerimar ist ein längerer Aufenthalt geplant. Hier soll an SY AVENTURA noch einmal die nötige Maintenance durchgeführt werden, bevor es dann weiter gegen Westen und in den Atlantik geht.

Arrivederci Genova, grazie di tutto – wir werden dich vermissen!

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Maintenance

Maintenance Sommer 25

Nach langem Warten auf das Solarpanel, welches an der Reling montiert werden sollte, ging es Anfang Juli – just zum Ferienbeginn von verschiedenen Kantonen (z.B. LU, AG, SO, ZG etc.) wieder einmal nach Genua. Es war somit mit viel Verkehr zu rechnen.

Mit vollgepacktem Golf R, das Solarpanel ging grad so knapp rein, und vielem anderen Material, lief die Fahrt in der Nacht jedoch erstaunlich gut und all die Ferienhungrigen wurden auf dem Weg nach Süden nach bewährter Manier „abgehängt“. Auch Ale, welcher wieder einmal sein Knowhow und seine mobile Werkstatt zur Verfügung stellte, war schon frühmorgens in Sestri auf der Matte.

Als erstes wurde das abklappbare Solarpanel an der Reling Backbord montiert. Das Kabel wurde auch an Backbord im Kabelkanal geführt, welcher bekanntlich durch die grosse Cockpit-Backskiste hindurch führt. Natürlich musste diese Backkiste zu diesem Zweck einmal mehr vollständig ausgeräumt werden (und da ist sehr viel drin). Nach dem Einbau der neuen Elektronik und der KVR-konformen Navigationsbeleuchtung vom Frühling hatten wir ja genug Erfahrung mit dem Kabel Einziehen gesammelt. Am Abend war alles montiert und angeschlossen.

Weiter ging es am nächsten Tag mit dem zweiten Kunststoff Panel beim Navitisch. Das erste Panel wurde ja im Frühling montiert, jetzt folgte das zweite Panel. Anstelle der alten 12VDC Steckdose wurden drei 220VAC Steckdosen montiert, und da wo vorher der HF-150 Wetterempfänger war, wurde neu das KW-Funkgerät montiert. Jetzt ist alles schön aufgeräumt und die letzten Überbleibsel vom ursprünglichen Kabelverhau sind entfernt.

Die Blindabdeckung für ein ausgebautes B&G Instrument, welche Ale zuhause vorbereitet hatte, wurde erfolgreich montiert. Ebenso der neue abnehmbare kleine Cockpittisch, welcher durchaus für zwei Personen reicht. So muss nicht immer das grosse Tischmonster montiert werden.

Etwas weniger erfolgreich liefen die weiteren Vorhaben: die Datum/Zeit Information, welcher über eine externe GPS Maus via NMEA 0183 Schnittstelle an das Furono NAVTEX NX-900 geliefert werden sollte, kam nicht korrekt auf dem NAVTEX an. Und dies, obwohl Paul die Konfiguration zuhause auf dem Laptop erfolgreich getestet hatte. Man lerne: das NAVTEX verhält sich anders als der Laptop….

Auch die seit 2022 andauernde Odysse, den Wellenalternator endlich zum Laden zu bringen, verlief erfolglos. Immerhin gelang es, von der an Bord installierten Verkabelung ein Schema zu zeichnen. Der Wellenalternator kommt jetzt für einen letzten Versuch zurück in die Schweiz und da zum Spezialisten. Der Spezialist soll dann auch genau sagen, wie das Teil angeschlossen werden muss.

Dann gab es noch einige unverhoffte Ereignisse, bei welchen viel Zeit drauf ging.

Als erstes ist das Landstromproblem zu erwähnen. Als wir auf SY AVENTURA kamen, war kein Landstrom mehr vorhanden. Ein Wiedereinschalten des FI Schalters hatte ein sofortiges Auslösen desselben zur Folge. Die vermeintliche Ursache war rasch gefunden: Ernesto hatte die Schiffe etwas anders angeordnet, so dass jetzt eine potthässliche Stahlschüssel (Stella Polaris) an Backbord liegt, und MY Lemon Juice jetzt an Steuerbord und die andere hässliche Stahlschüssel (MY Selene) ist neben MY Lemon Juice gerutscht. Mein in Barcelona neu erstandenes Landstromkabel wurde so sorglos umplatziert, dass es an Ketten und Metallfedern teilweise durchgescheuert war. So ein Ärger! Da wir aber 220VAC an Bord brauchten, wurde halt der Generator gestartet, welcher den ganzen ersten Tag lief. Am späteren Nachmittag beschloss ich, ein neues Landstromkabel zu kaufen, da wir nicht die ganze Zeit den Lärm und die Abgase des Generators haben wollten. Nur – auch mit dem neuen Landstromkabel löste mein FI Schalter aus. Also wurde die Ursache bei SY AVENTURA vermutet. Ein später zu Rate gezogener Elektriker, welcher die Kabel ausmass, befand jedoch alles für normal. Die Vermutung war nun, dass sich durch die beiden in unmittelbarer Nachbarschaft liegenden Stahlschiffe solche Leckströme bilden, dass der FI Schalter von SY AVENTURA immer auslöst. Hier würde nur ein Trenntrafo helfen, welcher auf die Schnelle weder organisiert, noch eingebaut werden kann. So bleibt SY AVENTURA bis auf zur Abreise aus Genua Landstromlos.

Als zweites ist die Frischwasserpumpe zu erwähnen. Um bei der anstehenden Reise entsprechendes Ersatzmaterial an Bord zu haben, wurde bei AMEL eine neue Bilgenpumpe und eine neue Frischwasserpumpe bestellt. Nachdem die Frischwasserpumpe ausgepackt war, stellte ich fest, dass die ganz anders ist, als die aktuell installierte. Zuerst dachte ich schon, dass die falsche Pumpe geliefert wurde. Die Abklärungen ergaben jedoch, dass AMEL schon die richtige Frischwasserpumpe lieferte, dass jedoch die aktuell installierte gar keine Frischwasserpumpe ist, sondern eine zweckentfremdete Ankerwaschpumpe. Bei genauerer Untersuchung der Installation konnte tatsächlich ein für den Voreigner typisches Gebastel festgestellt werden – eben ein typisches „Hille Gebastel“. Damit konnte natürlich auch die Anschaffung der teuren Original-Frischwasserpumpe vermieden werden…. Auch nach vier Jahren gibt es immer noch Sachen, welche mich auf SY AVENTURA überraschen.

Die korrekte Frischwasserpumpe muss also noch eingebaut werden, was ich dann in Spanien angehen werde. Ebenso müssen der nochmalig vom Spezialisten geprüfte Wellenalternator und die auf 4800 Baud reduzierte GPS Maus für das NAVTEX wieder eingebaut werden.

The fun continues.

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Reisen

Sestri Levante

Nach Ostern ging es wieder nach Genua, diesmal jedoch nicht zum an SY AVENTURA zu werkeln, sondern um wieder einmal mit ihr zu segeln.

Schon länger bestand der Plan, einmal nach Sestri Levante zu segeln, und dort in der Baia del Silencio zu ankern. Das Besondere daran ist, dass diese Bucht vom 1. Mai bis 31. Oktober gesperrt ist. Somit ist März/April die einzig realistische Zeit, diese Bucht zu besuchen, da es im November eher trist ist.

Bei Sonnenschein und einer leichten Brise durfte sich SY AVENTURA wieder einmal unter Segeln bewegen. Die Brise hielt durch bis vor der Punta di Portofino. Danach durfte auch der Volvo Penta wieder einmal ran, so dass wir rechtzeitig zum Sundowner in die Baia del Silcencio einfahren konnten.

Die Baia del Silencio ist relativ eng und teilweise gespickt mit Steinbrocken. Dazu kommt noch ein kleines Bojenfeld für die lokalen Fischer, welches mitten in der Bucht liegt. Wir fanden jedoch einen guten Ankergrund und so tanzte SY AVENTURA bei inzwischen bis zu 17kn Windböen um den Anker, während ich vom Heck aus mit gemischten Gefühlen den wechselnden Meeresgrund betrachteten konnte. Nach diesem kurzen Intermezzo schlief der Wind zum Glück ein und wir verbrachten eine sehr ruhige Nacht in der Baia del Silencio – nomen est omen.

Am nächsten Tag, und nachdem Isabel das erste Mal in dieser Saison im Meer gebadet hatte, verlegten wir die SY AVENTURA in die gegenüberliegende Baia delle Favole, wo es perfekten Ankergrund, genügend Platz und auch Anlegemöglichkeiten für das Dinghy RAFINE gab.

Sestri Levante ist ein schmuckes Städtchen, mit schöner ligurischer Architektur und einladenden Restaurants. Von der Sky Bar, hoch über Sestri Levante gelegen, genossen wir die atemberaumende Kulisse bei einem kühlen Drink.

Nach einem weiteren Tag vor Anker in der Baia delle Favole segelten wir weiter nach Santa Margarita Ligure, wo wir am bekannten Platz vor der Marina ankerten.

Nach einer weiteren sehr ruhigen Nacht segelten wir tags darauf wieder zurück nach Sestri Ponente, dies bei sommerlichem Wetter und wenig Wind, so dass SY AVENTURA wieder einmal die ganze Segelgarderobe zeigen durfte.

Schön war dieser Trip von Sestri Ponente nach Sestri Levante und zurück.

Wieder im angestammten Hafenplatz wurde noch ein Tag geputzt, Kleinzeugs repariert, die Ersatzteil-Einkaufsliste erweitert und der Altstadt von Sestri ein letzter Besuch abgestattet, bevor wir in der Nacht wieder in die Schweiz zurückfuhren, schön antizyklisch um dem Gotthard Stau auszuweichen.

Der nächste Besuch in Genua im Juni wird dann wieder arbeitstechnischer Natur sein, um die letzten offenen Baustellen an SY AVENTURA abzuschliessen.

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Maintenance

Maintenance Frühling 25 (Part 2)

Noch in Genua wurden die neuen Teile bestellt: der Quick QNC Chain Counter mit Sensor, das Kabel für die HF-Antenne, die LED Leuchten für das Innenschiff, die USB Steckdosen etc. Zudem wurde auch endlich das NAVTEX NX-900 mit sehr viel Verspätung in der Schweiz angeliefert. Für den neuen Sensor des Kettenzählers, welcher um einiges kleiner als der alte ist, musste ein entsprechender Adapter gefertigt werden. Wieder einmal durfte ich auf Ale’s Mechaniker Fertigkeiten zählen. Nun galt es, all dies zu verbauen und so fuhren Paul und ich einmal mehr nach Genua.

Schönstes und warmes Wetter begrüsste uns in Genua, und so wurde nach dem üblichen Besuch im Al Borgo Cafe‘ sogleich mit den Arbeiten gestartet.

Als erstes wurde der alte Sensor des Kettenzählers an der Ankerwinsch ausgebaut und durch den in der Schweiz vorbereiteten neuen Sensor ersetzt. Bei dieser Gelegenheit wurde auch gleich die Dichtung der Ankerwinsch ausgetauscht. Das Kabel, welches den alten Sensor mit dem alten Display verband, wurde für den Anschluss des neuen Sensors und des neuen Displays weiter verwendet. Nach einem ersten erfolgreichen Funktionstest konnte das neue Display eingebaut werden. Auch das ging flott vonstatten, so dass das neue Instrument bald einmal funktionsfähig installiert war.

Als nächstes wurde das Antennenkabel des NAVTEX Furono NX-900 mit der beim letzten Einsatz vorbereiteten Pilotleine eingezogen und die NAVTEX Antenne am vorgesehenen Platz an der Heckreling montiert. Anschliessend wurde das NAVTEX Gerät am Platz des ausgebauten alten Radar Monitors montiert, angeschlossen und in Betrieb genommen. Schon bald wurden die ersten NAVTEX Meldungen empfangen, und das Gerät wurde so konfiguriert, dass nur die für das aktuelle Revier der SY AVENTURA relevanten Meldungen erscheinen.

Das verrottete Antennenkabel des KW Funks wurde ersetzt und danach auch der KW Funk getestet. Und tatsächlich empfing die SY AVENTURA in den Abendstunden einen chinesischen Funkspruch. Es funktioniert also!

Anschliessend wurden noch weitere kleinere Sachen eingebaut: zwei weitere 12V Steckdosen mit USB Buchsen im Navi-Tableau, ein neuer Duschschlauch und -Kopf in der Gästenasszelle und ein in der Schweiz vorbereitetes Brett, um den Bereich des ausgebauten TV-Monitors neu als Stauraum für die erweiterte Bordbibliothek nutzen zu können. Und nicht zuletzt wurden alle Innenbord Leuchten auf LED umgestellt.

Auch die von der Sail Factory in der Schweiz gefertigten neuen Winsch Abdeckungen wurden angebracht, so dass die Winschen auch bei feuchtem Wetter gut geschützt sind.

Die vorgesehenen Arbeiten waren bald abgeschlossen, und bis auf ein paar kleinere „Garantie-Arbeiten“ (Timestamp für NAVTEX via externer GPS Antenne und etwas grössere Abdeckungen für die vier kleinen Winschen) funktionierte alles wie gewünscht. Nachdem uns Genua mit sonnigem und warmem Wetter empfangen hatte, viel der Abschied bei regnerischem Wetter leicht.

Die Liste der Projekte wird langsam übersichtlicher. Vorgesehen sind noch der Einbau eines neuen Tableaus beim Navi-Tisch, der Einbau eines weiteren Solar Panels, welches achtern an der BB Reling montiert werden soll, der Einbau eines kleinen Cockpit Tischs, die Inbetriebnahme (allenfalls Neuverdrahtung) des Wellengenerator-Reglers, eine Abdeckung für das demontierte B&G Windspeed Instrument und der Unterhalt der Segelmotoren-Getriebe. The fun continues.

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Maintenance

Maintenance Frühling 25 (Part 1)

Was im Oktober 2024 gestartet wurde, nämlich der vollständige Ersatz der Navigations-Elektronik und der Einbau der KVR-konformen Navigationsbeleuchtung, fand im März 2025 seine Vollendung – the fun continued.

Anfang Februar wurden das neu gekaufte Material auf die SY AVENTURA gebracht, und eine erste Planung der Arbeiten vorgenomen. Es zeigte sich, dass noch etwas mehr Material benötigt wird, damit alle Instrumente miteinander kommunizieren. Zudem wurde auch klar, dass mechanische Adapter angefertigt werden mussten, damit die Radar Antenne und die Wind Vane an den bestehenden Befestigungen montiert werden konnten. Der Verklicker brauchte eine vom Masttopp etwas abgesetzte Position, um nicht mit den VHF- und FM Antennen zu kollidieren.

Nach Aschermittwoch fuhr ich nach Genua und startete mit dem Rückbau der B&G Instrumente. Alte Kabel wurden entfernt und neue eingezogen. Mittlerweile gibt es keine „Kabelleichen“ mehr auf SY AVENTURA.

Nach zwei Tagen kam Ale dazu und der B&G Instrumente- und Furono Radar-Rückbau wurde zügig abgeschlossen. SY AVENTURA verwandelte sich ziemlich rasch in eine Grossbaustelle.

Es galt die Aussenarbeiten auf dem Haupt- und auf dem Besanmast schnell abzuschliessen, da bald ein Wetterumschwung mit viel Regen angesagt war.

Und tatsächlich schafften wir es, alle neuen Teile, welche an beiden Masten montiert werden mussten, noch vor dem grossen Regen an den vorgesehenen Plätzen zu befestigen: die Quantum 2 Radar Antenne mit eingezogenem Strom- und Datenkabel am Besanmast, die Wind Vane auf dem Hauptmast mit eingezogenem Transducer Kabel und das Dampferlicht mit eingezogenem Stromkabel.

Ab jetzt konnten die Arbeiten im trockenen Schiffsinnern weitergeführt werden. In regenfreien Phasen arbeiteten wir an Deck an der KVR-konformen Navi-Beleuchtung weiter. Hier mussten die Stromkabel zu den Positionsleuchten gezogen werden, was insbesonders bei den StB- und BB-Leuchten ein Challenge war. Nebenbei fertigte Ale aus Alublech die Halterungen am Bugkorb für die StB- und BB-Leuchten an. Die Befestigung der Achterleuchte hatte AMEL am Heckkorb schon vorbereitet.

Schliesslich waren alle Navi-Leuchten montiert, die Stromkabel zusammengeführt und auf den freien Schalter am 24V Panel gezogen. Eingeschaltet und es funktionierte.

Dann wurden die Navi-Instrumente eingebaut, mit den Transducer Kabeln und dem Seatalk ng Bus verbunden. Gleiches galt für den Raynet Bus, welcher Radar, Plotter und Alpha Performance Display über den Raynet Switch verbindet.

Zu guter Letzt kam noch die Aufgabe, alles im Navi Tableau gemäss Stromlaufschema zu verdrahten. Nach einem sehr langen Arbeitstag war aber auch das geschafft. Der alte unübersichtliche Kabelverhau war nun definitiv Geschichte, eine zukünftige Fehlersuche wird vereinfacht und es ist jetzt möglich, einzelne Komponenten auszubauen.

Tags darauf wurde alles in Betrieb genommen, was nach einigen SW Updates auch gut klappte. Mittlerweile war auch Paul eingetroffen – Ale machte sich langsam auf die Heimfahrt – und wir konnten auch noch den Autopiloten ins Seatalk ng Netzwerk integrieren. Damit erhält der Autopilot die Windinformation und kann danach steuern.

Paul versuchte, den Kettenzähler zum Laufen zu bringen. Obwohl alle Signale vom Sensor beim alten „Z-Instrument“ ankamen, wurde weiterhin nichts gezählt. Das Instrument wurde ausgebaut und als unreparierbar, respektive unöffnenbar beurteilt. Das führte zum Entscheid, einen neuen Kettenzähler mit neuem Sensor zu erwerben und dann Mitte April einzubauen. The fun continues…

Fazit dieses Elektronik Refit Projekts: Goodby old-fashioned B&G-, welcome modern Raymarine-Instrumente, voll integriert und mit klarem Montagekonzept. Einmal mehr gebührt Ale ein riesiges Dankeschön – ohne sein Wissen und handwerkliches Geschick wäre dieses Projekt nicht möglich gewesen.